Donnerstag, 12. Januar 2017

Kunstforum Unterland/ Neumarkt/ Italien

  Kunstforum Unterland/ Neumarkt/ Italien

  Mehr als Großstadtpoetik

   von Andrej Werth


"Wenn etwas im Verborgenen bleibt, keine Bedeutung erfährt, dann fällt mir das auf, und ich mache es durch meine Malerei sichtbar", sinnt die aus Meran stammende Künstlerin Heidrun Widmoser beim Betrachten zweier rezent entstandener Arbeiten nach: poppige, bunte Gemälde - ihre malerische Erzählung situativer Großstadtpoetik am Beispiel immer überklebter Plakatwände.
Besucht man Widmosers Ausstellung im Kunstforum, erhält man einen kompakten Einblick in ihre künstlerische Auseinandersetzung der vergangenen 3 Jahre - 2 Motive prägen den Rundgang: urbane Landschaften und Wasseroberflächen. Beide Themen basieren freilich auf ein und demselben Erkenntnisinteresse: wo verläuft die Trennlinie zwischen Realität und Abstraktion ? Die Künstlerin, die seit Jahren in Wien arbeitet, bewegt sich dabei auf einem schmalen Grat, den Gang darauf beherrscht sie meisterhaft. Blickt der Betrachter auf ihre flüchtigen, nächtlichen Stadtszenen, schaut er in seine eigene Erinnerung, findet sich unvermittelt in der von ihm erinnerten Stadt wieder. Das ist Widmosers Clou: man erkennt die von ihr gemalten Stadt zwar nicht, aber man erkennt die Situation - nähert man sich indes der Bildern, so lösen sich indes die Motive in abstrakte Strukturen auf. Dieser Zugang, der zwischen Naturalismus und Abstraktion changiert, schlägt sich auch in ihren Wasserbildern nieder. Die Reduzierung auf Ausschnitte , das Spiel mit Lichtreflexen sowie die Wahl der Farben deuten Situationen zwar nur an, greifen lassen sie sich dennoch. Diesen Darstellungen vermittelter Realität gehen aufwendige Arbeitsprozesse voraus: Widmoser sammelt Eindrücke, indem sie fotografiert. Dabei knipst sie nicht ins Blaue hinein, sie weiß wonach sie sucht. Anschließend wird das Material für die Motivsuche gesichtet und aufbereitet, wobei "dem Motiv kein besonderes Gewicht zukommt, es ist Mittel zum Zweck und der Zweck ist die Abstraktion", wie die Künstlerin während des Rundgangs bemerkt.
Nach der digitalen Bildbearbeitung zeichnet sie das Gemälde vor, mischt die Farben an und malt das Motiv mit Eitempera auf den Bildträger - ein intensiver Schaffensprozess, der von seinen Vorarbeiten lebt. Wie wichtig ihr dabei das Farbstudium ist, sieht man ihren Bildern an. Die Wasseroberfläche des Gardasees zeigt sich in einem schwierig zu mischenden Gardaseeblau mit wenigen Grünpigmenten, das von harten Konturen und hellem Licht gekennzeichnet wird - ganz anders als das unruhige, grünlich-schmierig schimmernde Wasser Venedigs. Die farbemphatische Übersetzung von Stimmung zeichnen Widmosers Werk also nicht nur aus, sondern verwiesen auch auf ihre umfassende Auseinandersetzung mit der Tradition der Landschaftsmalerei. Dem Besucher der Ausstellung zeigt sich, wie gekonnt sich die Künstlerin auf der Kippe zwischen realerAbbildung und abstrakter Malerei bewegt und wie sie den Blickdes Betrachters führt, ohne ihn je zu dominieren.









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